Bewerber werden genderkritischer – Zustimmung zur Nutzung von Gendersprache in Stellenanzeigen sinkt
Gendern in Stellenanzeigen bleibt ein Reizthema. Immer mehr Bewerber lehnen das Gendersternchen in der Jobsuche ab. Das ist ein Ergebnis unserer aktuellen Studie „Stellenanzeigen zwischen Vielfalt und Ausschluss“ der KÖNIGSTEINER Gruppe, für die das Marktforschungsinstitut bilendi bundesweit 1.028 Arbeitnehmer befragte. Demnach lehnen derzeit mehr als die Hälfte der Bewerber (53 %) gendergerechte Formulierungen in Ausschreibungen ab. Das entspricht einer Zunahme von 8 % verglichen mit einer Befragung, die vor zwei Jahren durchgeführt wurde. Nur 18 % befürworten eine geschlechterneutrale Ausdrucksweise in Stellenanzeigen aktuell, ein Rückgang um 7 %. Vor allem die Generation 50 plus steht gegenderten Ausschreibungen kritisch gegenüber: Nur 10 % von ihnen befürworten sie, 59 % bevorzugen eigenen Angaben zufolge masukuline Formulierungen. Etwas offener zeigen sich die 18- bis 29-Jährigen – hier liegt die Zustimmung bei immerhin 35 % der Befragten. Allerdings lehnen auch 46 % die geschlechterneutrale Sprache ab, wenn sie ihre Jobsuche angehen.
Männer befürworten Gendersprache häufiger – lehnen sie aber auch stärker ab
Neben dem Alter zeigt die Studie auch Unterschiede in den Bildungsgruppen. Während knapp ein Viertel (23 %) der Akademikerinnen Gendersprache in Stellenanzeigen befürwortet, liegt der Anteil unter Nichtakademikerinnen bei 16 %. Allerdings ist in beiden Gruppen die Anzahl der Gendergegner mit 52 % und 54 % ähnlich hoch. Auch geschlechterspezifisch unterscheiden sich die Haltungen zum Thema, allerdings anders als vermutet. Denn der Anteil der Gender-Befürworter ist unter Männern (21 %) größer als unter Frauen (15 %). Dafür outen sich mehr Männer als Gegner des Genderns (56 %) als bei den weiblichen Studienteilnehmerinnen (51 %).
Gründe für Ablehnung: zwischen Reizthema und Ermüdung
Die Umfrage klärt zudem darüber auf, warum viele Bewerber lieber auf gendergerechte Sprache in Stellenanzeigen verzichten würden. Für viele Kandidaten, die sie ablehnen, ist die Debatte darum zu einem ermüdenden Thema geworden. Hintergrund: 74 % von ihnen empfinden die Diskussion als „nervig“. 43 % stören sich am fehlenden Lesefluss. Die Minderheit der Gender-Befürworter (18 %) verbindet das Gendern dagegen mit einer offenen und modernen Arbeitgeberkultur. 82 % von ihnen sehen darin ein Zeichen für Vielfalt und Diversität. 48 % halten gendergerechte Formulierungen für zeitgemäß und 29 % betonen, dass durch sie niemand ausgeschlossen werde.
Über die Studie
Für das Whitepaper „Stellenanzeigen zwischen Vielfalt und Ausschluss“ befragte das Kölner Marktforschungsunternehmen bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe im September 2025 bundesweit 1.028 berufstätige Arbeitnehmer, die in den letzten 12 Monaten in mindestens einem Bewerbungsverfahren gestanden haben. Das Durchschnittsalter lag bei 43,5 Jahren, 48 % der Befragten waren Männer, 52 % Frauen.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.