Viele Beschäftigte gehen trotz Krankheit zur Arbeit und meiden eine Krankmeldung, weil sie sich mehrheitlich dem Team gegenüber verpflichtet fühlen
Viele Beschäftigte in Deutschland arbeiten trotz Krankheit und meiden eine Krankmeldung. Dieses Verhalten scheint in vielen Unternehmen der Normalfall. So lautet jedenfalls das Ergebnis unserer aktuellen und repräsentativen Arbeitsmarktstudie der KÖNIGSTEINER Gruppe, für die bundesweit 1.073 Arbeitnehmerinnen befragt wurden.
Demnach gibt ein Drittel der Befragten an, ihrem Beruf häufig auch dann nachzugehen, wenn sie eigentlich krank sind. Weitere 55 % tun dies eigenen Angaben zufolge zumindest noch gelegentlich. Frauen (36 %) und junge Beschäftigte unter 30 Jahren (ebenfalls 36 %) gehen dabei besonders oft regelmäßig malade ins Büro oder in die Fabrikhalle.
Die Beweggründe für dieses Verhalten liegen gemäß der Studienergebnisse vor allem im Pflichtgefühl und der Arbeitsmoral der Beschäftigten. Hintergrund: 65 % der Befragten erklären ihr Verhalten damit, dass sie ihre beruflichen Aufgaben trotz Krankheit erledigen wollen. 64 % fühlen sich dem Team gegenüber verpflichtet. Nur ein kleiner Teil nennt vermeintlichen oder tatsächlichen Druck von Arbeitgeberseite als Anlass. Im Detail: Nur 8 % haben das Gefühl, ihre Führungskraft setze ein solches Verhalten voraus. 12 % geben an, aus Sorge vor Karriereeinbußen öfter angeschlagen ihren beruflichen Aufgaben nachzugehen.
„Unsere Studie zeigt: Wenn Mitarbeitende krank zur Arbeit kommen, tun sie das nicht, weil sie Angst vor Konsequenzen haben, sondern in erster Linie, weil sie sich ihrem Team und ihren Aufgaben verpflichtet fühlen. Diese Haltung verdient Anerkennung – sie darf aber nicht dazu führen, dass gesundheitliche Grenzen ignoriert werden. Arbeitgeber sind deshalb gefordert, eine Kultur zu schaffen, in der Gesundheit kein Tabu ist, sondern aktiv geschützt wird“, sagt Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe, zu den Ergebnissen der Studie.
Blaue Tage bzw. Krankmeldungen sind deutlich seltener
Trotz der hohen Einsatzbereitschaft vieler Arbeitnehmer ist auch die umgekehrte Verhaltensweise Realität in vielen Unternehmen – wenn auch deutlich seltener. So geben zwar ein Viertel der Beschäftigten zu, sich mindestens schon einmal krankgemeldet zu haben, obwohl sie eigentlich gesund waren. Jeder Zehnte macht das zudem eigenen Angaben zufolge öfter. Immerhin fast zwei Drittel der Befragten gibt aber zu Protokoll, sich noch nie derart „aus dem Job gestohlen“ zu haben. Gleichzeitig ist allerdings das Misstrauen im Kollegenkreis diesbezüglich groß: Denn deutlich mehr als die Hälfte der Beschäftigten (55 %) sind überzeugt, dass Mitarbeitende in ihrem Team gelegentlich oder häufig ohne echten Krankheitsgrund fehlen. Gerade einmal 10 % glauben, dass dies in ihrem Kollegenkreis gar nicht vorkommt.
Die durchschnittliche Karenzzeit in deutschen Betrieben liegt derweil bei ca. eineinhalb Arbeitswochen pro Jahr. Über alle Altersklassen und Geschlechter hinweg beträgt sie aktuell im Schnitt 6,7 Tage. Männer fehlen 6,1 Tage, Frauen 7,4 Tage. Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren kommen auf 5,6 Tage, die Generation 50 plus auf 7,7 Tage. Mehr als ein Viertel (27 %) der Befragten blieb eigenen Angaben zufolge in den letzten 12 Monaten komplett gesund, 26 % waren einmal, 23 % zweimal und 12 % dreimal krankgemeldet.
Krankmeldung im Unternehmen ist meist unkompliziert und gelernte Praxis
Erfreulich aus Arbeitgebersicht: Der organisatorische Umgang mit Krankmeldungen ist in vielen Unternehmen bereits gut geregelt und von den Mitarbeitenden auch nahezu flächendeckend verinnerlicht. 92 % der Beschäftigten wissen genau, wie sie sich krankmelden müssen. 85 % können dies telefonisch tun, 54 % per E-Mail, bei 50 % reicht sogar eine Kurznachricht per SMS oder WhatsApp. Der Großteil der Beschäftigten (71 %) hält den Prozess für unkompliziert. Gleichzeitig wünschen sich 80 % eine vertrauliche Behandlung ihrer Krankmeldung – ein klares Signal, dass Gesundheit weiterhin ein sensibles Thema bleibt.
Für das Whitepaper „Entwicklungsgespräche und Leistungsbeurteilung in deutschen Unternehmen“ befragte das Kölner Marktforschungsunternehmen bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe bundesweit 1.073 berufstätige Arbeitnehmer in allen Altersstufen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug zum Zeitpunkt der Befragung 45,0 Jahre. 49,5 % waren Männer, 50,1% Frauen. 0,4% gaben an divers zu sein. Der Befragungszeitraum lag im April 2025.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.