Auszüge aus einem Interview mit Nils Wagener für die WirtschaftsWoche online zum Thema „Zurück zum alten Chef – wie die Boomerang-Karriere gelingen kann“
Nimmt Ihrer Einschätzung nach die Zahl und die Bedeutung von „Re-Hires“ hierzulande zu?
Fast die Hälfte aller Beschäftigten können sich aktuell eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber vorstellen. Das ist ein enormes Potenzial für einstellende Unternehmen. Wer sehr viel Geld investiert, um ganz neue Bewerber von sich als Arbeitgeber zu überzeugen, sollte nicht diejenigen vergessen, die die Vorzüge des Unternehmens bereits kennen. Ich bin überzeugt, dass immer mehr Unternehmen dieses Potenzial erkennen werden und damit auch die Bedeutung von Boomerang-Bewerbern ansteigt.
Was sind die größten Vorteile für Unternehmen, ehemalige Mitarbeiter wiedereinzustellen?
Die Gründe für ein solches Comeback sind vielfältig und reichen für die Beschäftigten vom vertrauten Umfeld über die Rückkehr in den geschätzten alten Kollegenkreis bis hin zu einem erhofften Karrieresprung an alter Wirkungsstätte. Auch die Vorteile für Arbeitgeber liegen auf der Hand: Diese wissen genau, wo die Stärken und Schwächen des alten und neuen Mitarbeitenden liegen. Zudem profitieren sie davon, dass den Rückkehrenden die spezifische Aufgabenstruktur ebenso vertraut ist wie das Arbeitsumfeld.
Laut Ihrer Umfrage können sich 43 Prozent der Beschäftigten eine Rückkehr zu einem alten Arbeitgeber vorstellen, aber bei nur fünf Prozent ist es dazu gekommen. Was sind die Hauptgründe für diese Diskrepanz?
Offenbar scheint es noch so etwas wie ein Tabu zu sein, zu einem alten Arbeitgeber zurückzukehren. Beide Seiten trauen sich offenbar noch nicht richtig, die alte Beziehung wieder aufleben zu lassen. Eine Vermutung ist die, dass die Beziehung nach einer Trennung noch nicht genügend aufrechterhalten wird, sondern bei beiderseitigem Interesse erst wieder ganz neu aufgebaut werden muss. Besser ist es, den Kontakt zu verdienten Mitarbeitenden kontinuierlich zu halten. Das ist vor allem auch Arbeitgeberaufgabe. Gelingt das, fällt es leichter, wieder ins Gespräch zu kommen, wenn sich eine passende Vakanz auftut.
Wie können sich Unternehmen stärker um Ex-Mitarbeiter bemühen? Wie wichtig ist es, Kontakt zu halten (in welcher Form am besten)?
Den Kontakt zu halten ist die entscheidende Voraussetzung, um ein späteres Arbeitgeber-Comeback in die Tat umzusetzen. Nur so behalten Arbeitgeber ja auch die persönliche Weiterentwicklung der ehemaligen Mitarbeitenden im Blick. Über digitale Wege – vom sozialen Netzwerk über Business-Netzwerke bis hin zu selbst angelegten Alumni-Netzwerken – war das im Grunde nie einfacher als heute.
Ehemalige Mitarbeiter gehören als feste Zielgruppe in die Recruiting-Strategie von Arbeitgebern und damit direkt auf den Tisch der HR-Abteilung. Derzeit ist diese noch zu wenig in die Ansprache der Ehemaligen eingebunden. Das erledigen derzeit Kollegen und Vorgesetzte. Das HR-Ohr gehört auch deshalb in die Abteilungen, um dort herauszufinden, welche Ex-Mitarbeiter es sich lohnt, anzusprechen.
Sind Beschäftigte womöglich noch etwas zu passiv, was ein Comeback angeht?
Das kann sein und Arbeitgeber sollten auf diese passive Haltung proaktiv reagieren. Unsere Ergebnisse haben gezeigt: Die Anzahl der Ehemaligen, die grundsätzlich ansprechbar für frühere Arbeitgeber sind, ist deutlich höher als die derjenigen, die sich selbst aktiv bewerben würden. Unternehmen sollten also die Rückkehr bewährter Kräfte als Teil des Active Sourcing verstehen und nicht darauf warten, bis sich Ex-Mitarbeiter bei ihnen melden.
Was sind die wichtigsten Faktoren, auf die Beschäftigte bei einer Wiedereinstellung achten?
Das Arbeitsleben ist immer mit Vor- und Nachteilen verbunden. Bevor Beschäftigte wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren, checken sie natürlich, ob die Dinge über die sich vielleicht beim ersten Engagement geärgert haben, verbessert wurden. Ist die einst eher toxische Führungskraft noch an Bord? Wurden die Team-Strukturen angepasst? Hat sich das Gehaltsniveau erhöht? Werden solche Fragen positiv beantwortet, steht einer Rückkehr oft nichts mehr im Weg.
Wie können Unternehmen Ex-Mitarbeiter davon überzeugen, dass sich Bedingungen seit ihrem Weggang verbessert haben?
Viele ehemalige Mitarbeitende haben die Sorge, dass sich bei ihrem einstigen Arbeitgeber nichts verändert, hat im Vergleich zu der Zeit als sie selbst dort tätig waren. Sie vermuten, die Gründe für ihren Wechsel sind nach wie vor nicht behoben. Das bedeutet: Arbeitgeber sollten Veränderungsprozesse transparent machen und in der Ansprache von Boomerang-Kandidaten darauf hinweisen, dass sie in ein für sie neues, besseres Umfeld kommen, wenn sie sich für eine Rückkehr entscheiden.
(Wann) Ist eine Rückkehr auf lange Sicht im Lebenslauf ein Makel? (Wie) Kann sie für spätere Bewerbungen zu einem Pluspunkt werden?
Diese Frage nach einem Makel im Lebenslauf stellt sich für Kandidat kaum noch. In Zeiten des drängenden Fachkräftemangels sind sie längst in der stärkeren Position und müssen Lücken oder Ungereimtheiten in ihrem Lebenslauf nur noch selten erklären. Aber selbst, wenn sie die Rückkehr erklären sollen, ist diese ein eher positiver Karriereschritt, weil eine Rückkehr zu einem alten Arbeitgeber meist mit mehr Verantwortung verbunden ist. Oft gehen Boomerang-Bewerber als Teammitglieder, entwickeln sich anderenorts weiter und kehren dann als Führungskraft an die alte Wirkungsstätte zurück.
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