Die Krise nutzen, die Digitalisierung meistern und Nähe auch über Distanzen schaffen – keine leichten, aber notwendigen Aufgaben für Unternehmen.
Was für ein Jahr liegt also hinter den Akteuren der Employer Branding- und Personalmarketing-Branche! Ihr guter Rat war in der Pandemie nicht nur bei den Kundinnen und Kunden gefragt. Auch die eigenen Unternehmen wurden ob der kaum vorhersehbaren Krise kräftig durchgerüttelt. Das muss nichts Schlechtes sein, berichteten acht Vertreter und eine Vertreterin der Zunft – wenn man die richtigen Schlüsse für die Zukunft daraus zieht.
So beschreibt unser Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe Nils Wagener das Führen seines Teams in der Krise mit zwei unterschiedlichen Sportarten. „Bei uns gibt es die Fußballmannschaft und die Seilschaft. Die Mannschaft bewegt sich gemeinsam auf das Tor zu, und bei der Seilschaft gibt es einen, der voranschreitet und sagt, wo es langgeht.“ Zu Beginn der Krise habe man schnell auf Seilschaft umgestellt, Mitte des Jahres dann wieder auf kooperativen Mannschaftsführungsstil: „Diesen Führungswechsel hinzukriegen ist nicht einfach, aber am Ende hat er viel zu unserer Resilienz beigetragen.“
Digitale Transformation im Zeitraffer
Dass die Corona-Pandemie ein Digitalisierungstreiber war, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Nun richtet sich der Blick auf eine tiefere Ebene: Was hat gut funktioniert? Was wird oder sollte beibehalten werden? Und was nicht?
„Von der digitalen Personalakte über ein digitales Recruiting und Onboarding bis hin zum Offboarding – da hat sich schon viel getan“, konstatiert Nils Wagener. Vieles ist selbstverständlich geworden, wenngleich es auch manche Dinge gibt, auf die er künftig gern wieder verzichten würde. „Trennungsgespräche mit einer Videokamera zu führen – das habe ich als extrem schwierig empfunden, weil die nonverbale Kommunikation größtenteils wegfällt.“ Dagegen sei er positiv überrascht gewesen, wie gut Online-Bewerbungsgespräche von den Kandidatinnen und Kandidaten aufgenommen wurden.
Die Arbeitswelt von morgen
Agil? Digital? Flexibel? Alles davon? Oder nichts? Die Frage, die sich jedes Unternehmen stellen muss, ist, wie es Arbeit künftig organisieren will. Es spricht nichts dagegen, mutig Neues auszuprobieren. Es muss aber zum einen zur Organisation passen, und zum anderen müssen die Grundlagen stimmen. Das schönste Scrum- oder Remote-Projekt nützt wenig, wenn potenzielle Mitarbeitende schon an einem mobilen Bewerbungsprozess scheitern.
Wichtig ist, was in der jeweiligen Situation am meisten hilft, findet Nils Wagener: „Ich stehe Digitalem sehr offen gegenüber. Aber wenn es um kreative Prozesse geht, brauche ich ein Whiteboard und Menschen, die mit mir davorsitzen.“ Es seien gute altbewährte Methoden vorhanden, denen nun ein Füllhorn an digitalen Möglichkeiten zur Seite gestellt wurde. Aus beidem könne man sich bedienen: „Man muss lediglich lernen, für wen wann was besser funktioniert.“
Sinnstiftung oder Gehalt? Beides!
Wenn von der Zukunft der Arbeit die Rede ist, sind meistens vorrangig White-Collar-Tätigkeiten gemeint. In der Pandemie sind aber noch ganz andere Branchen und Professionen in den Blickpunkt gerückt. Buchstäblich an vorderster Front: der Pflegebereich.
Die KÖNIGSTEINER Gruppe hat eine Befragung zum Thema Sinnstiftung im Beruf initiiert, berichtet Nils Wagener. „Wir wollten herausfinden, welche Employer Value Proposition im Vordergrund stehen müsste, um dem Mangel an Fachkräften zu begegnen. Das erstaunliche Ergebnis im Pflegebereich war, dass das Thema Systemrelevanz stark im Fokus steht. Die Pflegenden retten Leben. Das ist ein wichtiges Kriterium, das Arbeitgeber viel zu selten betonen – und wenn, dann höchstens mit einer Wort-Bild-Marke.“ Im öffentlichen Dienst sei die Arbeitsplatzsicherheit ein ähnlich relevantes, aber unterschätztes Thema. Wenn es zusätzlich noch mit der Sinnhaftigkeit der Aufgaben kombiniert werde, könne der öffentliche Sektor unglaublich gewinnen, so Wagener: „Der Markt ist da, die Kandidaten sind da. Sie müssen es nur machen.“
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