Viele Deutsche finden eine berufliche Auslandserfahrung attraktiv, offenbaren aber begrenzte Fremdsprachenkenntnisse
Deutsche Beschäftigte sind eigenen Angaben zufolge wenig multilingual und offenbaren Sprachbarriere. Das ist ein Ergebnis unserer aktuellen Studie über internationales Arbeiten, für die wir von der KÖNIGSTEINER Gruppe bundesweit 1.021 Arbeitnehmer befragten. Demnach geben zwar immerhin 72 % der Deutschen an, sehr gutes (31 %) oder eher gutes (41 %) Englisch zu sprechen. Aber schon bei den weiteren Schulsprachen offenbart die Studie teilweise große fremdsprachliche Lücken. So sprechen eigenen Angaben zufolge gerade einmal 4 % der Befragten gutes und 11 % eher gutes Französisch. 59 % der Befragten verfügen über keinerlei Französischkenntnisse. Ähnlich sieht es bei Spanisch aus, das nur jeder Zehnte gut oder eher gut beherrscht und 69 % überhaupt nicht.
Gleichzeitig können sich mehr als die Hälfte der Deutschen (57 %) aber durchaus vorstellen, im Ausland zu arbeiten. Dieser Wunsch ist vor allem bei Akademikern mit universitärem Abschluss fest verwurzelt. Von ihnen stehen diesem Vorhaben 71 % der Befragten positiv gegenüber. Aber auch bei Nichtakademikern liegt der Anteil mit 47 % noch recht hoch. Den konkreten Plan einer beruflichen Auslandserfahrung verfolgen aktuell nur 18 % der Befragten, aber immerhin mehr als ein Viertel (26 %) der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren.
USA, Großbritannien und Spanien sind die anziehendsten Ziele
Wenn sie an eine berufliche Auslandserfahrung denken, ist für viele Menschen passend zu ihren Sprachkenntnissen dann auch das englischsprachige Ausland eine interessante Option. So können sich 29 % einen Job in den USA gut vorstellen, weitere 32 %, wenn das entsprechende Jobangebot von dort passt. Ein ähnliches Meinungsbild zeigt sich trotz Brexit für Großbritannien, wo sich immerhin ein Viertel der Teilnehmenden sehr gut einen Job vorstellen können und zusätzliche 35 % dann, wenn das Job-Angebot passt. Interessant: Am höchsten steht mit Spanien ein Land im Kurs, dessen Sprache die Deutschen in den wenigstens Fällen beherrschen. Jeder Vierte kann sich ein berufliches Engagement auf der iberischen Halbinsel gut vorstellen, während weitere 36 % das bei einer entsprechenden Offerte sofort in Erwägung ziehen würden.
Insgesamt sind die beliebtesten Ziele für einen internationalen Job vielfältig. So können sich 46 % der Teilnehmenden an der KÖNIGSTEINER-Studie vorstellen, weltweit eine berufliche Herausforderung anzunehmen, inklusive Standorte in der Europäischen Union oder dem deutschsprachigen Ausland. Einzig und allein deutschsprachige Ziele sind für 20 % eine Option.
Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen mit internationalen Standorten
Bei vielen Talenten stehen Arbeitgeber, die die Möglichkeit anbieten, im Ausland zu arbeiten zu können, voll im Trend. Insgesamt finden fast die Hälfte der Befragten (48 %) diese Arbeitgeber attraktiver als andere. Vor allem bei Akademikern herrscht diese Sichtweise überdurchschnittlich oft (61 %) vor. Im Umkehrschluss verfügen tatsächlich viele Unternehmen über die grundsätzliche Möglichkeit, eine berufliche Auslandserfahrung ins Feld zu führen. Denn derzeit unterhalten, so die Einschätzung der Beschäftigten, 45 % der deutschen Unternehmen Standorte im Ausland.
„Die Kluft zwischen den Beschäftigten, die an eine berufliche Auslandserfahrung denken und denen, die das konkret angehen möchten ist zwar relativ groß. Trotzdem verfolgt immerhin jede fünfte Arbeitskraft in Deutschland derzeit den konkreten Plan, international zu arbeiten. Das ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels für viele Arbeitgeber ein Problem. Daher sind internationale Standorte immer auch eine Chance, dem Wunsch von Teilen ihrer Belegschaft im eigenen Unternehmen nachzukommen und so Chancen zu internationalen Jobs zu eröffnen“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe, zu den Ergebnissen der Studie.
Auslandserfahrung ist eine Frage des persönlichen Horizonts
Die Gründe, die aus Sicht der Beschäftigten für einen internationalen Job sprechen, liegen vor allem in persönlichen Motiven. So nennen die Teilnehmenden in diesem Kontext, die Möglichkeit, im Ausland persönlich zu wachsen (77 %), die eigenen Fremdsprachkenntnisse auszubauen (78 %) sowie die Chance, im internationalen Umfeld neue Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen kennenzulernen (77 %).
„Wir sehen an den Ergebnissen, dass es weniger berufliche Aufgaben oder andere Kriterien aus der Arbeitswelt sind, die auf gefragte Talente anziehend wirken. Es ist der persönliche Horizont, der die Menschen international anzieht“, so Nils Wagener. Diese Einschätzung trifft auch auf die Argumente gegen eine berufliche Auslandserfahrung zu. So ist die Entfernung zu Familie und Freunden für 72 % der Befragten ein vielgenannter Grund, nicht ins Ausland zu gehen. Für 54 % ist zudem die Sprachbarriere zu groß, um dies anzustreben, was vor allem aus dem Gesichtspunkt interessant ist, da ja mehr als 70 % der Befragten angeben, sehr gutes oder zumindest gutes Englisch zu sprechen.
Über die Analyse
Für die repräsentative Studie „Arbeiten im Ausland“ befragte das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe 1.024 Beschäftigte. Der Befragungszeitraum lag im August 2023. 51 % der Befragten waren weiblich, 49 % männlich. Das Durchschnittsalter betrug 40,4 Jahre. Die Teilnehmenden waren je zur Hälfte Akademikern und Nichtakademikern.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.