Viele Arbeitgeber verpatzen das Onboarding neuer Mitarbeiter, weil tägliche Aufgaben höher gewichtet werden
Obwohl viele Unternehmen derzeit über Personalmangel klagen, hat die Einarbeitung neuer Kollegen vielerorts nicht die höchste Priorität. Das ist nur eines Ergebnisse unserer aktuellen Arbeitsmarktstudie zum Thema „Onboarding“ der KÖNIGSTEINER Gruppe.
In dieser Zeit waren 57 % der Befragten mindestens einmal mit der Startphase bei einem neuen Arbeitgeber unzufrieden. Mehr als ein Viertel (27 %) von diesen machten dafür die Tatsache verantwortlich, dass sowohl Vorgesetzte als auch Kollegen keine Zeit für sie fanden, weil andere Themen wichtiger waren. Weitere 45 % hatten zumindest tendenziell diesen Eindruck. 17 % der Befragten beklagten, dass ihre neuen Kollegen sie in erster Linie als Konkurrenten ansahen und sich deshalb nicht an ihrer Einarbeitung beteiligten. Zusätzliche 28 % teilten diese Wahrnehmung tendenziell.
Ein Fünftel schreiben nach schlechter Einarbeitung neue Bewerbungen
„Unsere Zahlen zeigen, dass in vielen Unternehmen das Onboarding neuer Mitarbeiter nicht die Priorität besitzt, die es haben sollte. Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Personalmangels müssen mühevoll rekrutierte Talente unbedingt nachhaltig und schnell in die Organisation integriert werden. Anderenfalls laufen Unternehmen Gefahr, sie gleich wieder zu verlieren. Das bedeutet in der Praxis, dass dafür auch mal tägliche Aufgaben niedriger priorisiert werden müssen und täglich wiederkehrende Arbeitsabläufe zeitweise anders laufen können“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe.
Tatsächlich sind viele neue Beschäftigte, die schlecht in ihren neuen Job starten, gleich wieder auf dem Sprung. Mehr als ein Fünftel (21 %) gehen gleich in die aktive Jobsuche und schreiben Bewerbungen an andere Arbeitgeber. Nahezu ein Drittel (32 %) zeigen sich ansprechbar für andere Unternehmen und haben einen erneuten Wechsel eigenen Angaben zufolge zumindest im Hinterkopf. Immerhin 10 % kontaktieren ihren vorherigen Arbeitgeber, um die Möglichkeiten einer Rückkehr auszuloten.
Konkurrierende Arbeitgeber spekulieren auf enttäuschte Jobwechsler
Zu den beschriebenen Wechselgedanken der enttäuschten Mitarbeiter gesellt sich ein arbeitgeberseitiger Wettbewerb, der auf verpatzte Onboarding-Prozesse der Konkurrenz spekuliert. Denn 43 % aller Befragten gaben an, in den ersten drei Monaten bei einem neuen Arbeitgeber von anderen Unternehmen zwecks eines Jobwechsels kontaktiert worden zu sein. 12 % wechselten daraufhin tatsächlich erneut den Arbeitgeber. Weitere 5 % gingen auf die Offerte ein, wechselten aber letztlich doch nicht. 26 % ignorierten die Kontaktaufnahme. „Diese Zahlen zeigen: Andere Arbeitgeber haben Beschäftigte, die gerade erst zu einem neuen Arbeitgeber gewechselt sind, als potenzielle Zielgruppe für ihr Recruiting erkannt. Es klingt vielleicht auf den ersten Blick paradox, aber gerade in der Startphase bei einem neuen Arbeitgeber, stellen viele Beschäftigte diesen genau auf die Probe. Entspricht er nicht ihren Erwartungen, packen sie schnell wieder die Koffer. Gelegenheiten für einen erneuten Wechsel bieten sich ihnen zu Genüge“, so Nils Wagener.
Über die Analyse
Für unsere Studie „Onboarding“ befragte das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe 1.016 Menschen aller Altersstufen, die sich in den letzten drei Jahren in mindestens einem Bewerbungsprozess befunden haben. Dabei wurden je zur Hälfte Akademiker und Nichtakademiker befragt. Der Befragungszeitraum lag im August 2022. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig, davon 80 % in Vollzeit, 20 % in Teilzeit.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.