Kandidaten sagen Unternehmen häufiger ab als umgekehrt
Die Zeiten, in denen Arbeitgeber den Bewerbungsprozess bestimmten, gehören endgültig der Vergangenheit an. Der Paradigmenwechsel hin zum Kandidatenmarkt ist vollzogen. Das belegt nun erstmals unsere aktuelle, repräsentative Studie der KÖNIGSTEINER Gruppe zum Thema „Candidate Journey“. Demnach sagen mittlerweile nach einem Vorstellungsgespräch mehr Bewerber den ausschreibenden Unternehmen ab als umgekehrt.
Der Blick auf die Bewerbungen, in denen beide Parteien nicht zusammenfanden, zeigt: In 34 % der Fälle sagten die Kandidaten ab, während nur jeder Fünfte (20 %) eine Absage vom jeweiligen Arbeitgeber erhielt. Fast die Hälfte aller Kandidaten (47 %) erhielten demzufolge nach ihrem letzten Vorstellungsgespräch eine Zusage des Arbeitgebers und nahmen diese auch an.
„HR-Experten sprechen schon sehr lange vom Mangel an Arbeitskräften, der zu einem Kandidatenmarkt führe, in dem sich die Selektionslogik in Richtung Bewerber umkehre. Unsere Zahlen bestätigen diese Annahme nun auch datengestützt. Arbeitgeber stehen also einem Paradigmenwechsel im Bewerbungsprozess gegenüber und müssen sich verstärkt Gedanken darüber machen, wie sie sich selbst bei den Kandidaten bewerben. Die Zeiten, in denen sie ihr Personal ausgewählt haben, sind auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung unumkehrbar vorbei“, erläutert Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe, die Zahlen.
Hauptgründe für Bewerberabsagen sind konkurrierende Jobangebote
Die Gründe aus denen Bewerber bei einem Arbeitgeber von sich aus absagen, sind vielfältig. In den meisten Fällen entscheiden sie sich für das Angebot eines anderen Unternehmens. So nahmen 42 % von ihnen eine Stelle an, die besser zu ihrer Persönlichkeit passte. 35 % entschieden sich für einen besser bezahlten Job. Weitere 29 % gaben an, eine Stelle gefunden zu haben, die fachlich besser passte (Mehrfachnennungen waren möglich). „Diese Zahlen zeigen: Bewerberinnen und Bewerber befinden sich in mehreren Gesprächen gleichzeitig, wenn sie einen Jobwechsel anstreben. Und in der Regel können sie auswählen. Denn von arbeitgeberseitigen Zusagen können sie in den allermeisten Fällen ausgehen“, so Nils Wagener.
Auch der Zeitpunkt der kandidatenseitigen Absagen ist unterschiedlich: 14 % geben den Arbeitgebern einen Korb, nachdem diese ihnen schon ein unterschriftsreifes Angebot unterbreitet haben. Ebenfalls 14 % sagen nach dem Vorstellungsgespräch, aber vor einer eventuellen Einigung ab. Und 6 % beenden den Bewerbungsprozess noch vor dem anvisierten Vorstellungsgespräch.
Sechs von zehn jungen Bewerbern werden angenommen
Interessant ist letztlich auch noch einmal der Blick auf die Kandidaten, die mit den Arbeitgebern zusammenkommen (47 % insgesamt). Denn bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren liegt dieser Anteil bei 61 %. Also deutlich überdurchschnittlich zur Gesamtheit aller Studienteilnehmenden. 26 % von ihnen entschieden sich selbst gegen den Arbeitgeber, während die Absage nur in 13 % der Fälle von Arbeitgeberseite kam.
Auch finden Frauen und Arbeitgeber öfter zusammen (53 %) als männliche Bewerbende (41 %). 39 % der Männer sagen ihrerseits ab, 26 % der Frauen.
Über die Analyse
Für unsere Studie „Candidate Journey“ befragte das Marktforschungsinstitut respondi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe 1.000 Menschen, die sich in den letzten drei Jahren in einem Bewerbungsprozess befanden, zum Ablauf ihres Bewerbungsprozesses. Der Befragungszeitraum lag im Mai 2022. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig, davon 81 % in Vollzeit, 19 % in Teilzeit.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.