Anonyme Bewerbungen finden auch in Deutschland Anklang – vor allem Frauen bevorzugen Verzicht auf Alters- oder Geschlechtsangabe
Anonyme Bewerberbungen, sprich Bewerbungen ohne Angabe des Alters, des Geschlechts oder des Namens – was in vielen Ländern längst gang und gäbe ist, findet nun auch bei Kandidaten in Deutschland immer mehr Zustimmung. Das ist das Ergebnis unserer aktuellen, repräsentativen Studie der KÖNIGSTEINER Gruppe zum Thema „Datenschutz & Karriere“.
Demnach wünschen sich fast ein Drittel der Befragten (32 %) Bewerbungen, in denen vor einer Einladung zum Bewerbungsgespräch die Altersangabe fehlt. 41 % würden gern auf ein Bewerbungsfoto verzichten. Und ein Viertel favorisieren gar Bewerbungsunterlagen, in denen zunächst der Name der Kandidaten fehlt. 28% halten zudem die Angabe des Geschlechts für überflüssig.
Fast die Hälfte aller Frauen möchten auf Bewerbungsfoto verzichten
„In Ländern wie den USA oder Großbritannien gehören Inkognito-Bewerbungen ganz selbstverständlich zum Recruiting-Prozess der Arbeitgeber. Geht es nach dem Wunsch vieler Bewerber, kann das auch bald hier der Fall sein. Denn vor allem Frauen wünschen sich diese Praxis im Sinne eine gleichberechtigteren Personalauswahl“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe. Die dazugehörigen Ergebnisse, aufgeteilt nach Geschlechtern: 37 % der Bewerberinnen möchten auf die Altersangabe verzichten (Männer: 28 %). 33 % von ihnen möchten die Angabe ihres Geschlechts aufheben, was nur 22 % der Männer unterstützen. Und 47 % der befragten Frauen würden das Bewerbungsfoto aus ihrer Bewerbungsmappe verbannen (Männer: 36 %).
Zu den Ergebnissen passt, dass einige der aktuell durch die DGSVO schon geltenden Datenschutzregeln im Bewerbungsprozess die Zustimmung der Bewerber findet. So befürworten 59 % der Befragten, dass Arbeitgeber nicht den Familienstand der Kandidaten abfragen dürfen. Ein noch deutlicheres Stimmungsbild ergibt sich beim Verbot, den Gesundheitsstand von Bewerber abzufragen. Das begrüßen 82 % der Studienteilnehmer. Allerdings sahen sich auch schon fast ein Drittel von ihnen (32 %) im Vorstellungsgespräch mit Fragen konfrontiert, die auch ihrer Sicht nicht datenschutzkonform waren.
Bewerberpool nicht im Sinne vieler Bewerber
Auch was die Speicherung ihrer Daten im Unternehmen angeht, sind Bewerber vergleichsweise passiv. 23 % möchten, dass diese sofort nach dem Bewerbungsprozess wieder gelöscht werden. Darüber hinaus 24 % nach einem Monat und weitere 20 % nach höchstens drei Monaten. Gerade einmal 24 % der Teilnehmer sind damit einverstanden, dass ihre Daten länger als sechs Monate in einem Bewerberpool verbleiben, damit sie auch dann noch für offene Stellen gesichtet werden können. Dazu passt: 87 % befürworten daher auch die DSGVO-Regel, nach der Arbeitgeber eine Einwilligung der Kandidaten benötigen, um Bewerberdaten zu hinterlegen.
„Den Bewerbern ist ein verantwortungsvoller Umgang mit ihren Daten sehr wichtig. Gemäß unserer Umfrage geben das auch 93 % der Befragten an. Folglich bedeutet das: Arbeitgeber sollten sich die Frage stellen, ob sie den Bewerbungsprozess der Zukunft nicht auch in dieser Hinsicht verändern. Inkognito-Bewerbungen könnten ein Schritt zu mehr Transparenz in diesem Kontext sein. Auch wenn sich das zunächst vielleicht einmal paradox anhört“, so Nils Wagener.
Über die Analyse
Für unsere Studie „Datenschutz & Karriere“ befragte das Marktforschungsinstitut respondi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe 1.000 Beschäftigte zum gewünschten Umgang mit Bewerberdaten. Der aktuelle Befragungszeitraum lag für die vorliegende Ausgabe im Februar 2022. Alle Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 39,6 Jahren.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.