Kaum ein Arbeitgeber hat ein derartiges Nachwuchsproblem wie der Öffentliche Dienst (ÖD). Aktuellen Erhebungen zufolge geht hier bis zum Jahr 2030 jeder dritte Mitarbeiter in den Ruhestand. Dazu kommt: Bereits heute besteht eine Personallücke im öffentlichen Sektor, die der „DBB Beamtenbund“ auf 185.000 offene Stellen beziffert. Folge: Der Mangel an Fachkräften betrifft öffentliche Organisationen besonders stark. Das bedeutet nicht nur ein Recruiting-Problem für sie, sondern lässt auch gesellschaftliche Auswirkungen befürchten. Umso wichtiger, dass öffentliche Arbeitgeber gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten antizyklisch rekrutieren, um so Mitarbeiter zu finden, die sich in Boom-Zeiten vielleicht für die freie Wirtschaft entscheiden.
Doch nach wie vor bleibt die Frage, bei welchen Argumenten hören Kandidaten für den Öffentlichen Dienst genauer zu? Die überraschende Antwort: unter anderem beim Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers. Zu diesem Ergebnis kommt unsere repräsentative Studie für die wir über das Marktforschungsunternehmen respondi im April 2020 deutschlandweit 3.000 Menschen zur Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Arbeitgebersuche befragt haben. Wir haben die Ergebnisse dieser Studie explizit für Kandidaten ausgewertet, die bereits im ÖD arbeiten und sich für diesen interessieren.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen haben wir einmal zusammengefasst:
Sechs von zehn ÖD-Kandidaten interessieren sich für Ihre Haltung zum Klima
59 % der befragten Kandidaten für den ÖD ist das Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers wichtig, wenn sie sich nach einem potenziellen Arbeitgeber umschauen. 11 % sagen sogar, dass es sich hier um eine besonders wichtige Information für sie halte. 61 % antworten zudem, dass es für die ein besonderer Bewerbungsanreiz wäre, wenn eine Organisation in ihren Stellenanzeigen oder auf ihrer Karrierewebseite Stellung zu Klima-Fragen bezieht.
Arbeitgeber haben das Klima auf der Agenda, reden aber nicht viel darüber
31 % der befragten Kandidaten antworten im Rahmen unserer Studie, dass das Thema Umwelt in ihrer derzeitigen Organisation bereits eine sehr große spiele. Weitere 55 % geben zu Protokoll, dass das Thema immerhin beachtet würde. Dazu passt: Die Hälfte der Arbeitgeber im ÖD achten gemäß der Einschätzung ihrer Mitarbeiter auf nachhaltige Arbeitsbedingungen. Was allerdings nicht dazu passt: Fast zwei Drittel der Kandidaten (65 %) geben an, noch nie Informationen zum Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers in Stellenanzeigen gefunden zu haben. Das ist über alle Berufsgruppen hinweg der zweithöchste Wert diesbezüglich. Ähnlich hoch ist der entsprechende Anteil in Bezug zu Karrierewebseiten, auf denen 62 % der Befragten vergeblich nach derartigen Angaben suchen.
Arbeitgeber-Haltung zu Klimaproblematik ist ein Top-Anreiz
Die Klimaproblematik und der Umgang einer öffentlichen Institution damit ist aus Kandidatensicht absolut bewerbungsrelevant. 49 % bezeichnen sie als einen der Top-3Anreize, wenn es darum geht einen Arbeitgeber zu suchen. Für 8% ist sie sogar der Top-Anreiz. Folge: Wer das Thema unterschätzt, verliert wahrscheinlich wichtige Kandidaten, die sich vor diesem Hintergrund für den arbeitgeberseitigen Wettbewerb entscheiden.
Trotz des hohen Interesses, Tabuthema im Vorstellungsgespräch
Bei aller Signifikanz des Themas für die Kandidaten – in Vorstellungsgesprächen machen sie es nicht zum Thema. Mit 86 % der Befragten ist der Anteil derer, die das Thema noch nicht im Interview thematisierten im ÖD so hoch wie in keiner anderen Berufsgruppe. Da aber gleichzeitig viele Arbeitgeber das Thema besetzen, ergibt sich hier eine große Recruiting-Chance. Ein vielleicht entscheidender Aspekt, wenn es zur Entscheidung kommt.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.