Der Begriff der „Systemrelevanz“ hat den Recruiting-Markt spätestens mit der aktuellen Krise erreicht. Selten zuvor stand die gesellschaftliche und damit systemrelevante Leistung von Pflegerinnen und Pflegern so im Zentrum der Aufmerksamkeit wie derzeit. Die erhöhte Aufmerksamkeit löst aber leider noch nicht das Problem des nach wie vor akuten Pflegemangels auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gemäß einer Erhebung des Institut der deutschen Wirtschaft fehlen in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte. Zuzüglich des bereits bestehenden Mangels an Pflegekräften könnte die Versorgungslücke im Pflegebereich so bis dahin auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte ansteigen.
Für Institutionen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen stellt sich drängender als je zuvor die Frage, bei welchen Argumenten hören Kandidaten genauer zu, wenn sie einen neuen Job suchen? Die überraschende Antwort: unter anderem beim Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers. Zu diesem Ergebnis kommt unsere repräsentative Studie für die wir über das Marktforschungsunternehmen respondi im April 2020 deutschlandweit 3.000 Menschen zur Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Arbeitgebersuche befragt haben. Wir haben die Ergebnisse dieser Studie explizit für Kandidaten aus der Pflege ausgewertet.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen haben wir einmal zusammengefasst:
Fast 70 % wünschen sich mehr Informationen zum Umweltbewusstsein in Stellenanzeigen
62 % der befragten Kandidaten für die Pflege ist das Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers wichtig, wenn sie sich nach einem potenziellen Arbeitgeber umschauen. 10 % sagen sogar, dass es sich hier um eine besonders wichtige Information für sie halte. 68 % antworten zudem, dass es für die ein besonderer Bewerbungsanreiz wäre, wenn eine Organisation in seinen Stellenanzeigen oder auf seiner Karrierewebseite auf ihre Haltung zu Klima-Fragen hinweisen würde. Diesbezüglich der höchste Wert in unserer Studie, wenn man ihn mit anderen Berufsgruppen vergleicht.
Arbeitgeber haben das Klima auf der Agenda, reden aber zu wenig darüber
Gerade einmal 22 % der befragten Pflege-Kandidaten antworten im Rahmen unserer Studie, dass das Thema Umwelt in ihrer derzeitigen Einrichtung bereits eine sehr große Rolle spiele. Immerhin: Weitere 60 % geben zu Protokoll, dass das Thema immerhin beachtet würde.
Zwei Drittel der Kandidaten geben an, noch nie Informationen zum Umweltbewusstsein eines Arbeitgebers in Stellenanzeigen gefunden zu haben. Das ist über alle Berufsgruppen hinweg der höchste Wert diesbezüglich. Noch höher ist der entsprechende Anteil in Bezug zu Karrierewebseiten. Auf denen suchten 70 % der Befragten vergeblich nach derartigen Angaben.
Arbeitgeber-Haltung zu Nachhaltigkeit ist Top-Anreiz
Die Klimaproblematik und der Umgang von Pflegeeinrichtungen damit ist aus Kandidatensicht absolut bewerbungsrelevant. 45 % bezeichnen sie als einen der Top-3-Anreize, wenn es darum geht einen Arbeitgeber zu suchen. Für 9 % ist sie sogar der Top-Anreiz. Folge: Wer das Thema unterschätzt, verliert wahrscheinlich wichtige Kandidaten, die sich vor diesem Hintergrund für den arbeitgeberseitigen Wettbewerb entscheiden.
Trotz des hohen Interesses, Tabuthema im Vorstellungsgespräch
Bei aller Signifikanz des Themas für die Kandidaten – in Vorstellungsgesprächen machen sie es nicht zum Thema. 85 % der befragten Pflegekräfte haben das Thema Nachhaltigkeit in Job-Interviews noch nie zur Sprache gebracht. Da aber gleichzeitig viele Arbeitgeber das Thema besetzen, ergibt sich hier eine große Recruiting-Chance. Denn Personaler, die die Haltung ihres Unternehmens zu Klima-Fragen auf die Agenda eines Vorstellungsgesprächs setzen, können sich von anderen Arbeitgebern abheben. Vielleicht der entscheidende Aspekt, wenn es zur Entscheidung kommt.
Alle Ergebnisse der Studie in unserem Whitepaper.